Plakate sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Überall anzutreffen, bewerben sie unübersehbar Dienstleistungen und Konsumartikel, aber auch selbstverständlich politische Botschaften.
Seit den Anfängen als gedrucktes Medium hat das Plakat dabei einen weiten Weg zurückgelegt. Gerade jetzt kurz vor der Bundestagswahl werden wir wieder jeden Tag von Plakatbotschaften der Parteien umworben. Aus gegebenem Anlass wollen wir Ihnen deshalb in diesem Artikel die ereignisreiche Geschichte des Plakats kurz zusammenfassen.
Die Frühgeschichte des Plakats
Generell lassen sich zwei Arten von Plakaten unterscheiden, Werbeplakate und politische Plakate. Obwohl beide Arten verschiedene Intentionen verfolgen, geht Ihre Geschichte auf die gleichen Wurzeln zurück.
Der Ursprung liegt nämlich in der Erfindung des Buch- und Bilderdrucks im 15. Jahrhundert. Während vorher jedes einzelne Plakat mühsam von Hand gefertigt werden musste, konnten nun größere Mengen zu überschaubaren Preisen hergestellt werden.
Es ging zuerst mit Flugblättern und Flugschriften los, die entweder an öffentlichen Orten angeschlagen oder von Hand zu Hand weitergegeben wurden. Thema waren damals Propaganda-Nachrichten zur konfessionellen Auseinandersetzung nach der Reformation, aber auch Werbebotschaften wurden damals schon genutzt. So warb ab 1501 ein Anschlag für das Kölner Schützenfest und ab dem 16. Jahrhundert wurden auch Ankündigungen von Schaustellern immer häufiger. Diese oft kruden Schriften stellen die frühesten Vorläufer der heutigen Zeitungen dar.
Gerade während der Zeit der Reformationskriege war den oberen Ständen diese neue Art der schnellen Informationsverbreitung ein Dorn im Auge, daher wurde schon früh versucht, Druckerzeugnisse zu kontrollieren und zu zensieren.
Ab etwa 1798 machte die Plakat-Herstellung ihren nächsten Quantensprung durch die Erfindung der Lithografie. Die von Alois Senefelder entwickelte Technik erlaubte nun größere Formate und zusätzlich noch eine engere Verbindung von Text und Bild sowie den Farbdruck. Politische Lithographien wurden ebenfalls immer beliebter, besonders während der Umwälzungen durch die Deutsche Revolution 1848/49. Nach der gescheiterten Revolution wurde die politische Plakatierung in praktisch allen Deutschen Staaten erheblich eingeschränkt oder gar untersagt. Erlaubt waren nur noch Werbeplakate. Ein Pionier der deutschen Plakatwerbung war Ernst Litfaß, der 1854 einen Vertrag mit dem Polizeipräsidenten von Berlin abschloss, für das Recht öffentliche Plakate anzubringen. Im darauffolgenden Jahr errichtete Litfaß die erste auch heute noch nach ihm benannte Litfaß-Säule.
Die große Zeit des Plakats
Die große Zeit des Plakats begann dann am Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung. Neue Formen der Kultur, der Unterhaltung und des Konsums entstanden und ein breiteres, vornehmlich städtisches Publikum erhielt die Möglichkeit, daran teilzuhaben. Die anspruchsvolle Plakatwerbung für Theater, dann Kabarett oder Film wurde der Inbegriff für die künstlerische Ausrichtung der Plakatwerbung dieser Zeit. Auf die Künstlerplakate folgten die kommerziellen Werbeplakate für die neu entstehenden Markenartikel in den unterschiedlichsten Branchen – von Lebensmitteln bis zu Automobilen. Das zog nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Entstehung der ersten Werbeagenturen und Werbeabteilungen in den Firmen nach sich.
Die Nutzung des Plakats für politische Propagandazwecke begann während des Ersten Weltkriegs. Den Anfang machten die Alliierten mit Ihrer Feindbildpropaganda, Deutschland wiederum folgte diesem Beispiel erst spät und eher zurückhaltend. Während der Weimarer Repiblik avancierte das Plakat zum bevorzugten Instrument der politischen Grabenkämpfe zwischen den Parteien. Unter der Nazi-Herrschaft wurde das Plakat wie auch alle anderen Medien vom Regime aus kontrolliert und zensiert. Plakate warben in dieser Zeit fast ausschließlich für die NSDAP und deren Errungenschaften.
Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte die politische Plakatwerbung an die Weimarer Zeit an, allerdings ohne die martialischen Parolen. Das in Deutschland aufkommende Wirtschaftswunder von den 1950er Jahren an brachte eine neue Konsumwelle mit sich die auch dem Werbeplakat neuen Aufschwung brachte – mit Werbung für Zigaretten oder für Coca-Cola.
Durch die Entwicklung der Massenmedien Funk, Fernsehen und Internet nimmt die Bedeutung politischer Plakate als Inhaltsmedium immer stärker ab. Die Parteien zeigen mit ihren Plakaten vorwiegend Präsenz und führen dem Publikum ihren „Markennamen“ sowie Ihre Kandidaten vor. Große Inhalte werden durch politische Plakate heute kaum noch kommuniziert. Das ändert aber nichts daran, dass Plakate bis heute ein integraler Teil unseres Alltags geblieben sind.
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